«Schon unser Wettbewerbsprojekt war als Haus für Alle mit einem grossem Satteldach um die historische Platane herum geplant. Die Natur umgibt und durchdringt das Gebäude durch Neupflanzungen auf allen Seiten, wodurch unsere anfänglich geäusserte Vision des sich ins Kulturforum ausdehnenden Tiergartens schrittweise erfüllt werden soll. Das Haus wird so die Menschen anziehen, weil es für sie gedacht ist. Für Alle, nicht für Auserwählte.»
-Jacques Herzog
Ein Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts? Ja, ein HAUS, keine abstrakte Form, weil sie reiner und perfekter als Mies von der Rohe’s Nationalgalerie nicht werden könnte. Auch keine organische, spielerische Komposition, weil sie immer im Widerstreit stünde mit Scharoun’s Philharmonie. Vielmehr eine eigenständige, selbstverständliche und offene Form, die den Menschen und seine Begegnungen mit Kunst in den Vordergrund rückt und die bestehenden Gebäude zu einem städtebaulichen Ganzen verbindet. Ein Haus für Alle mit einem grossem Satteldach um die historische Platane herum geplant – ein offenes Haus was entscheidend für die soziale Nachhaltigkeit des Projektes ist. Hier wird das Museum durch seine unter einem Dach versammelten, vielfältigen dienenden Funktionen und schwellenarmen Nutzungsmöglichkeiten neben den klassischen Ausstellungsbereichen Massstäbe setzen. Öffentlich zugängliche und sowohl im Museumsbetrieb als auch direkt in das Stadtgeschehen eingebundene Orte erlauben den Besuchenden eine Vielfalt an Möglichkeiten des Austauschs, der Interaktion, des Verweilens und der Begegnung. Die Besucherinnen und Besucher werden Kunst unmittelbar und auf allen Seiten um das Haus herum und beim Betreten des Hauses begegnen. Im Norden öffnet sich das weite Giebelfeld des Museums zum Scharounplatz und der Philharmonie. Eine einladende und grosszügige Freitreppe mit tiefen Sitzstufen, Shop, Bar, Café, und Auditorium befinden sich unmittelbar unter dem ausladenden Dach und bespielen die gesamte Fassade und den Platz davor. An der Ost- und Westseite sind die Eingänge als horizontale Öffnungen in die massive Klinkerfassade eingeschnitten. Dahinter öffnen sich, noch vor dem eigentlichen Museumseingang, die hohen öffentlich zugänglichen Räume der «Porches», die mit Kunst wechselnd bespielt werden. Die Ausstellungsräume dehnen sich so vom Innern bis nach Aussen hin zu den Werken im öffentlichen Stadtraum aus. Gleichzeitig erstreckt sich über die gesamte Länge des Sockels an der Ost- und Westfassade eine gemauerte Sitzbank, welche wörtlich dazu einlädt das Gebäude zu «besitzen» und im Schatten der neu gepflanzten Bäume zu verweilen. Diese sorgen gemeinsam mit einer dichten Vegetation aus Hecken und Gräsern für ein verbessertes Mikroklima – das Museum ist ein Haus im Garten. Die Natur durchdringt und umgibt das Gebäude, die historische Platane und bestehenden Bäume werden durch Neupflanzungen auf allen Seiten gespiegelt und ergänzt, wodurch die schon in unserem Wettbewerbsprojekt geäusserte Vision des sich ins Kulturforum ausdehnenden Tiergartens schrittweise erfüllt werden soll. Die archetypische Form des Hauses wird verstärkt ausgedrückt durch das geschuppte und beinahe vollflächig mit Photovoltaik belegte dunkle Dach, sowie die archaische Materialität und Schichtung des Mauerwerks mit den präzisen und sparsam darin eingeschnittenen Öffnungen, welche die Aktivitäten im Inneren des Museums auch von Aussen erahnen lassen. Gemeinsam mit einem hohen Anteil Recyclingmaterialien, versickerungsfähigen Aussenbelägen, einem effizienten Heiz-Kühl System und dem Photovoltaikdach wird das Haus bei seiner Eröffnung den Energieeffizienzstandard einhalten, der ab 2045 gelten wird. Das Haus wird die Menschen anziehen, weil es für sie gedacht ist, sozial und ökologisch nachhaltig. Für Alle, nicht für Auserwählte. So wird das Museum der Moderne – berlin modern als verbindendes Element das Kulturforum zu einem offeneren und lebendigeren Ort machen.
Herzog & de Meuron April 2023