In zwei Etappen soll bis 2050 das Tessiner Kantonsspital mit einer Kapazität für 950 Betten entstehen. Aufgrund der natürlichen Überschwemmungsgefahr wird das Gebäude angehoben. Die geschwungene Gebäudeform schafft stadt- und flussseitig öffentliche Freiräume, die durch landschaftliche Durchwegungen miteinander verbunden werden. Nur absolut notwendige unterirdische Gebäudeteile minimieren die graue Energie zur Erstellung des Spitals, und der Eingriff in die charakteristische Topographie des Ortes wird auf ein Minimum reduziert.
Mehr als ein Spital: Drei Gärten
Das Areal La Saleggina befindet sich im Schwemmland des Flusses Ticino und ist Teil der Magadinoebene, einer produktiven Landschaft, in der Landwirtschaft und Erholung sich ergänzen. Gerahmt wird die Ebene, die auch für die biologische Vielfalt dieser Region zentral ist, von hohen Bergen. So wichtig ein Spital als öffentliche Infrastruktur ist, es sollte dieses wertvolle Stück Natur nicht für sich allein beanspruchen. Mit unserem Vorschlag für La Saleggina erweitern wir den Auftrag des Krankenhauses. Das ehemals abgeriegelte Militärgelände wird allen Bewohnerinnen von Bellinzona zugänglich gemacht.
Stadtseitig, wo sich die Hauptstrasse und die Eisenbahn kreuzen, entsteht ein «Parco cittadino» ein Park, in dem man zusammenkommt, mit Spielplätzen, Picknickwiesen, Grillplätzen, einem Musikpavillon oder dergleichen.
Die Planung für die Renaturierung des Ticino, der «Parco fluviale», ist unabhängig des Spitalprojekts bereits weit fortgeschritten: ein Naherholungsgebiet für Sportaktivitäten, Radtouren, ausgedehnte Spaziergänge, Badenachmittage und dergleichen. Das neue Spital richtet sich mit seiner geschwungenen Form auf den Fluss aus, Patienten geniessen von ihren Zimmern aus diesen gewaltigen Naturraum und das Bergpanorama.
Aufgrund der natürlichen Überschwemmungsgefahr wird das Gebäude auf das relevante Hochwasserniveau von 224 m über dem Meeresspiegel angehoben. Dies eröffnet einen Park unter dem Spital hindurch. Landschaftsgestalterisch an ein Flussbett angelehnt verbindet «Il Greto» die zwei grossen Grünanlagen, und damit die Stadt mit dem Fluss. Temporäre oder permanente Aktivitäten im Bereich von Gesundheit, Sport, Ernährung, Soziales oder auch Bildung könnten hier in der warmen Jahreszeit, im Schutz vor Sonne und Regen im Freien stattfinden. In den kälteren Jahreszeiten können geschlossene, schlichte «Pavillons» Schutz vor Wind und Wetter bieten und diesen Ort unter dem Spital beleben. Ausserdem kann zusätzlich im Schutz des Gebäudes parkiert werden. Lifte, Treppen und Rampen verbinden nach oben in die zentrale Halle des Spitals.
Untersuchung und Behandlung in der Mitte, Zimmer an den Rändern
Die funktionalen Einheiten für Untersuchung und Behandlung liegen in der Mitte des neuen Spitals. Innenhöfe versorgen diese repetitive, rechtwinklige Struktur mit viel Tageslicht und sorgen für Orientierung. Die Räume können flexibel bespielt und miteinander verbunden werden. Die Bettenstationen in den geschwungenen Randzonen sorgen dafür, dass alle Patientinnen gleichermassen Privatsphäre und Weitblick von ihrem Zimmer aus haben, über beide Seiten des Tals hinweg auf das Bergpanorama. Gleichzeitig sind die Bettenstationen unmittelbar mit der «Maschine» in der Mitte verbunden.
Zentrale Halle
Ambulante Patienten und Besucherinnen gelangen von der zentralen Eingangshalle aus direkt in alle Untersuchungs- und Behandlungsbereiche des Spitals, und auf die Bettenstationen. Die Innenhöfe, die diese Halle belichten, sind geformt wie Flusssteine. Sie bringen ein starkes Naturerlebnis ins Herz der «Spitalmaschine» und sorgen für intuitive Orientierung hin zu den Wartebereichen der verschiedenen Abteilungen und Polikliniken.
Erweiterung
Die erste Etappe des Spitals besetzt den Süden des Grundstücks, und grenzt an den Parco cittadino im Osten. Eine mögliche Erweiterung erfolgt nach Norden, wobei die in der Mitte liegenden Kernbereiche des Spitals weitestgehend bleiben. Weitere Bettenstationen können bei Bedarf einfach angesetzt werden. Eine zweite, kleinere Halle könnte entweder direkt von aussen erschlossen werden, wodurch eine Art Klinikum 2 entstünde, wie man es von anderen Spitälern kennt. Oder man schafft eine Innere Längsachse, welche von der bestehenden Eingangshalle abzweigt. Die flexible Raumstruktur lässt beide Möglichkeiten offen.
Green Hospital
Die Reduktion des CO2 Fussabdrucks ist eine der grössten Herausforderungen. Health Care Without Harm schätzt, dass der globale Gesundheitssektor mehr als 4 % der weltweiten Treibhausgasemissionen beiträgt. Das neue Kantonsspital La Saleggina kann nicht nur innovative Antworten auf die Bedürfnisse des Smart Hospitals sondern auch des Green Hospitals geben. Die schwebende Struktur gewährleistet die Kontinuität des öffentlichen Raums am Boden und fördert die natürliche Durchlüftung des Geländes. Innenhöfe mit dichter Vegetation, umgeben von einem begrünten Dach und Parks auf beiden Seiten, begünstigen die Erhaltung eines lokalen Mikroklimas und der biologischen Vielfalt. Wenige unterirdische Bauten, eine sorgfältige Auswahl der Materialien sowie eine Bauweise mit Fertigelementen minimieren die graue Energie zur Erstellung des Gebäudes signifikant gegenüber einem Massivbau aus Beton. Zement wird nur verwendet, wo es unbedingt notwendig ist, um den hohen Anforderungen eines Spitalbetriebs gerecht zu werden. Die Energieeffizienz wird durch zahlreiche passive Massnahmen, sowie die Nutzung erneuerbarer Energiequellen optimiert: ausreichende thermische Masse, ein optimiertes Verhältnis der verglasten Flächen, passive Beschattung, 60% der Dachfläche bestückt mit Photovoltaikzellen, eine Mehrzweck-Wärmepumpe, sowie ein intelligentes Regenwasserspeichersystem.