Areal
Das Wellisareal liegt gut erschlossen auf einer wichtigen Achse nordöstlich des historischen Stadtkerns von Willisau in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Bebaut ist das Areal mit Industrie- und Gewerbebauten, die ab den 1920er Jahren für die ortsansässige Orgelbau- und Möbelfertigung entstanden sind. Das Areal gliedert sich durch die Besitzverhältnisse in einen Nordteil mit den Gebäuden der Orgelfabrik und Möbelmanufaktur und einem 30 Meter hohen Lagerturm. Auf dem Südareal befindet sich die Tolusso Steinfabrik, deren Werkstätten noch für mindestens zehn weitere Jahre in Betrieb sein werden.
Beleben und Öffnen
Die Öffnung des neuen Quartiers wird entsprechend der beiden Grundeigentümer in Etappen von Norden nach Süden realisiert. Es entstehen so mit der Zeit neu 300 vielfältig gestaltete Wohnungen mit einer Geschossfläche von ca. 38’000 m2 und ca. 6’000m2 Gewerbe- und Dienstleistungsflächen, welche an die ursprüngliche Nutzung anschliessen. In einer ersten Etappe wird die Arealmitte mit einem neuen Quartierplatz als Freiraum gestärkt. Der prägende zentrale Lagerturm wird rückgebaut und zur Mitte hin verschoben, da er derzeit den Gewässerraum der Wigger überlagert. Gleichzeitig entsteht eine Tiefgarage, welche die Autostellplätze, Velo- und Lastenveloparking für das ganze zukünftige Areal bereits realisiert. Das Mobilitätskonzept ist auf Carsharing, Nutzung von Velos, Mikrotransport und öffentlichem Verkehr ausgerichtet. Das übrige Nordareal folgt in weiteren Etappen. In ca. zehn Jahren beginnt die Belebung des Südareals mit drei Zeilen von vierstöckigen Holzbauten für unterschiedlichste Wohnungstypologien und der Gestaltung weiterer, grosszügiger Grünräume. Mit dieser Strategie des schrittweisen Umbaus und Ersatzes ist sichergestellt, dass jede Etappe für sich ein funktionierendes Quartier schafft, bei dem Vorteil einer übergeordneten Planung für das ganze Areal.
Begrünen und Vernetzen
Das Grünraumkonzept von Vogt Landschaftsarchitekten bezieht das gesamte neue Areal und dessen Verbindung mit dem umgebenden Stadt- und Grünraum mit ein. Die zentralen Achsen der Ettiswilerstrasse und der Wigger werden aufgewertet und gestärkt. Entlang der Ettiswilerstrasse im Westen werden schattenspendende Bäume gepflanzt, welche die städtebauliche Achse betonen, einen Puffer zwischen Areal- und Strassenraum bilden und verbindend zur grosszügigen Arealbegrünung fungieren. Im Südosten schliesst das Areal an den Gewässerraum der Wigger an, diese wird erweitert und als Bachlandschaft ergänzend bepflanzt. Neu verbinden zwei Fussgängerbrücken das Wellisareal mit dem dahinterliegenden Wohnquartier. Soweit als möglich wird der Boden entsiegelt und mit einheimischen Pflanzen ein gesundes und behagliches Mikroklima erzeugt, das die Biodiversität fördert. Die soziale und ökologische Nachhaltigkeit der Planung und Nutzung des Areals wird durch Grundwassernutzung und Photovoltaikanlagen zur Energiegewinnung ergänzt, neben der Förderung von alternativen Fortbewegungsmitteln. Das Quartier selbst bleibt autofrei und wird durch begrünte Fuss- und Velowege erschlossen.
Erhalten, Ersetzen und Ergänzen
Mit dem Ziel so weit als möglich mit dem Gebauten zu Bauen und die Identität des Gebiets zu erhalten, werden die ursprüngliche Orgelfabrik und das grosse, dahinterliegende Gebäude der «Team by Wellis» Möbelmanufaktur soweit möglich und sinnvoll umgebaut. Die Orgelfabrik wurde im Zuge früherer Umbauten in das Hauptgebäude an der Ettiswilerstrasse integriert und ist heute noch an der ursprünglichen Fenstergliederung erkennbar. Hier entstehen hochwertige und flexibel nutzbare Gewerbe- und Büroräumlichkeiten mit vielseitigen, öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss, wie Arztpraxen, Ateliers, Sportstudios, CO-working Spaces, Cafés und kleine Läden.
Geprägt wird das Wellisareal vom 30 Meter hohen Lagerturm in der Arealmitte. Dieser muss von der Wigger weg nach Westen verschoben werden, da er deren Gewässerraum überlagert. Er entsteht in ähnlicher Typologie neu als Wohngebäude mit öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss wie Kitas, Cafés oder einem Quartierlädeli, die auf den zentralen Platz hinausgehen. Die nördlich abschliessenden Shed-Gebäude werden ebenfalls schrittweise mit ähnlichen Gebäudetypologien ersetzt, um hochwertige und flexibel nutzbare Gewerbe- und Büroräumlichkeiten mit öffentlichen Nutzungsanteilen zu schaffen. Neben dem zentral aufragenden Lagerturm ist das bestehende Areal durch eine lineare Bebauung strukturiert. Die weitere Entwicklung nimmt diese starke städtebauliche Typologie als übergeordnetes Ordnungsprinzip für die südlichen Arealbereiche auf.
In ca. zehn Jahren entstehen in der abschliessenden Projektphase im Süden drei versetzte Wohnzeilen mit 4-stöckigen Holzbauten. Sie ermöglichen unterschiedliche Wohnungstypen, um ein lebendiges, vielfältiges, von Menschen in verschiedenen Lebensphasen bewohntes Quartier entstehen zu lassen. Das autofreie Areal mit Fuss- und Velowegen erhält so weitere erholsame Grünräume zwischen den Häusern, die ihrerseits mit durchgehenden Loggias den Bezug der Wohnungen nach aussen bilden. Angesichts des Zeitraums von zehn Jahren wird die Planung der Wohnungen zu einem späteren Projektzeitpunkt fortgeführt, um sicher zu stellen, dass die aktuellsten Ansprüche der Bevölkerung von Willisau in die Planung mit aufgenommen werden.