Für das gleiche Werk konzipierten wir 2005-2006 bereits ein Bühnenbild an der Staatsoper Berlin, eine Art Leinwand, mit welcher plastische Objekte und Räume gebildet werden konnten, deren Existenz eine Mischung war aus physischer Präsenz und flüchtiger Erscheinung, die sich in nächsten Augenblick wieder auflösen und in etwas neues verwandeln konnte.
Welche Eigenschaften hat nun ein Raum, der als Ganzes konzipiert ist für die Aufführung von Tristan und Isolde? Können Bühne und Zuschauerraum zu einem ganzheitlichen, universalen Raum verschmelzen?
Wir platzieren die Bühne zentral, mit kreisförmig ansteigenden Sitzreihen. Das Orchester ist entsprechend Wagners Vorstellung für die Zuschauer unsichtbar und liegt direkt unter der Bühne. Von dort dringt der Klang durch ein engmaschiges Gitter nach oben und erfüllt von der Mitte her den ganzen Raum.
Dieser Raum ist bedeckt von einer riesigen Membran, die auf einem zentralen, 50 m hohen Mast aufliegt und eine Art Zelt bildet. Mit Seilzügen kann die Stofffläche in verschiedene Positionen gebracht werden. So werden die Zuschauer umhüllt von den unterschiedlichsten Räumen und tauchen ein in verschiedene Welten, von geometrischen Körpern bis zu höhlenartigen Gebilden. Durch die Seilzüge lässt sich der Stoff während der Aufführung bewegen und kann so nahtlos von einem Zustand in einen anderen übergehen und verschiedenartige Räume miteinander verschmelzen lassen. Es entsteht ein vielseitig bespielbarer Raum für die Aufführung von Wagners Werk – eine Art Rohmaterial für das Experimentieren mit unterschiedlichsten Raumerfahrungen.