Masterplan
Der seit den 1950er Jahren sehr heterogen, teils dicht im Innern, teils lückenhaft an den Rändern gewachsene Firmensitz war stark sanierungsbedürftig. Durch den Rückbau aller nicht notwendigen Bauten der letzten Jahrzehnte im Innenhof, wie dem Konferenz- und Restaurant Pavillon, wird Freiraum geschaffen für eine erholsame öffentliche Grünanlage, gestaltet von Vogt Landschaftsarchitekten. Nach Aussen erhält der Campus ein einheitliches Gesicht mit einer zurückhaltenden, weissen Architektur, welche dem Campus durch die Silhouette der Zwillingstürme dennoch eine eigene Identität verleiht. Parallel zur Klärung des Innenbereichs wurden auch die Nutzungen sortiert. Dies führt zu einer Konzentration der Bürofunktionen auf der südlichen Parzelle und der Verlagerung des Wohngebäudes auf die gegenüber an der St. Alban-Anlage liegende, nördliche Parzelle mit bereits bestehendem, weitläufigem Park.
Der Masterplan mit dem Ziel so viel Bestand wie möglich zu integrieren, gliedert den Umstrukturierungsprozess in 4 Etappen, von denen die erste und grösste Etappe nahezu abgeschlossen ist:
- Die Sanierung des Büroturms aus den 1950er Jahren und dessen Ergänzung durch den Neubau eines Zwillingsturms, einhergehend mit der Gestaltung eines deutlich sichtbaren Eingangsbereichs als Verbindungsbau zwischen den beiden Türmen. Gefolgt von der Gestaltung einer neuen, öffentlichen Grünzone, analog zu der grosszügigen historischen Parkanlage auf der gegenüberliegenden nördlichen Parzelle.
- Die Sanierung und Aufstockung des Verwaltungsgebäudes aus den 1960er Jahren.
- Die Sanierung und Aufstockung des Verwaltungsgebäudes aus den 1970er Jahren.
- Der Rückbau des Verwaltungsgebäudes auf der nördlichen Parzelle und der Neubau von Wohnungen.
Zwillingstürme
Der bestehende Büroturm ist das erste Haus, das die damalige Patria Versicherung in den 1950er Jahren an der St. Alban-Anlage gebaut hat. Vormals stand der Turm nicht allein, sondern in direkter Nachbarschaft zum ähnlich proportionierten Hochhaus der National-Zeitung. Mit dessen Abbruch zu Gunsten des Baus für den Schweizer Bankverein (UBS) ging dieser Kontext Mitte der 1980er Jahre verloren. Die Idee des Zwillingsturms stellt dem Gebäude wieder ein Gegenüber zur Seite und schafft gleichzeitig eine klar erkennbare Silhouette im Stadtbild. Es entstehen unterschiedliche Typologien von Arbeitsplätzen, welche die Zusammenarbeit der Teams untereinander fördern und dem gewachsenen Bedarf an flexiblen Arbeitsplätzen Rechnung tragen. Die beiden Türme werden durch einen Verbindungsbau, das Auditorium in ihrer Mitte ergänzt. Dieser bildet den neuen Haupteingang zum Campus, der bisher etwas versteckt an einer Seitenstrasse lag. Die Dachgeschosse mit umlaufenden Dachterrassen und weit auskragenden Dachkränzen sind eine Reminiszenz an die Architektursprache der 1950er Jahre.
Auditorium
Der offene, transparente Verbindungsbau des Auditoriums mit seinem grossen, geschwungenen Dach, funktioniert wie eine gedeckte Plaza. Der Natursteinbelag des Aussenraums geht nahtlos in den Innenraum über und führt über den Empfang direkt in den dahinterliegenden Park mit Zugang zu den übrigen Campusgebäuden. Durch das Auditorium verläuft ein Boulevard, welcher die beiden Türme miteinander verbindet. Über eine grosszügige, zentrale Freitreppe, die sich zum Grünraum der St. Alban-Anlage hin öffnet, erreichen Mitarbeitende und Besuchende ein öffentlich nutzbares Auditorium mit Raum für bis zu 300 Personen. Eine zusätzliche Wendeltreppe im Aussenraum stellt eine direkte Verbindung von Park und Saal her.
Fassade
Die Fassade des Auditoriums ist offen und durchlässig strukturiert durch weisse, schlanke Stützen, die ins Innere führen, sowie durch dazwischen eingespannte, grossformatige Glasscheiben. Im Gegenzug zu der strukturellen, transparenten Fassade des Verbindungsbaus entsteht die gläserne Aussenhaut der Zwillingstürme durch das Zusammenspiel von industriellem Flachglas und handgefertigtem Gussglas nach dem Vorbild jahrhundertealter Traditionen aus dem Veneto.
Die Ost- und Westfronten sind als Closed Cavity Fassade für maximalen Lichtertrag über die ganze Raumtiefe gestaltet. Es handelt sich dabei um hocheffiziente, vorfabrizierte Fassadenelemente, welche eine rasche Montage vor Ort ermöglichen. Ihr spezieller dreischichtiger Aufbau aus Aussenscheibe, beweglichem Sonnenschutz und Isolierverglasung gegen Innen erlaubt eine wind- und temperaturunabhängige Steuerung des Sonnenschutzes und ermöglicht einen einfachen Unterhalt der Fassade. Die Bestimmung der Transparenz- und Reflexionsgrade der Gläser sowie zusätzlicher Massnahmen zur Verbesserung des Vogelschutzes erfolgte durch die eingehende Beratung der Fachstelle für Vogelfragen Basel.
Die Nord- und Südfassaden erhalten durch vertikal übereinanderliegende, rautenförmige Öffnungen eine unverwechselbare Identität. Die Form leitet sich aus den diagonal verlaufenden Treppenläufen dahinter ab. Die Fassade ist, daran angelehnt, mit 24.000 grossformatigen, dreieckigen Gussglas-Fliessen verkleidet. Die Oberfläche der Fliesen ist gekrümmt, wodurch sie der Fassade Tiefe und Lebendigkeit verleihen, deren Wahrnehmung sich je nach Lichteinfall im Verlauf des Tages verändert. Jeweils acht Dreiecke bilden eine Raute. Die Anordnung der Fliesen innerhalb einer Raute wurde durch computergenerierten Zufall so bestimmt, dass immer wieder unterschiedliche, interessante Kombinationen entstehen.
Nachhaltigkeit
Der zentral gelegene Campus ist stadträumlich ein sehr nachhaltiges Konzept, da er bereits bestens durch den öffentlichen Verkehr erschlossen ist. Ausserdem wurde die bestehende Architektur fast vollständig integriert, wodurch über 80% der grauen Energie eingespart werden können, die für einen vergleichbaren Neubau notwendig gewesen wären. Parallel dazu wurde Wert gelegt auf einen problemlosen Rückbau und Reuse der einzelnen Komponenten, wie etwa bei den Fassaden der Türme. Die beiden in der ersten Phase umgesetzten Neubauten, der Verbindungsbau und das zweite Bürohochhaus, sind nach den strengen Richtlinien der DGNB (Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen), bzw. den darauf aufbauenden Kriterien der SGNI (Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) umgesetzt und werden mit dem höchsten Zertifizierungslevel Platin ausgezeichnet. Grossflächige Photovoltaik Anlagen von fast 900 m2 auf allen drei Gebäudedächern deckt einen signifikanten Anteil der benötigen Stromversorgung. Die neu entstehende, 3.500 m2 grosse, öffentliche Parklandschaft im Quartier fördert die Biodiversität und trägt zu einem guten Mikroklima bei. Die Öffnung des Campus zur Stadt, die sich in der transparenten, einladenden Architektur widerspiegelt, zieht sich von der grosszügigen beschatteten Parkanlage, dem Helvetia Art Foyer mit wechselnden Ausstellungen im Erdgeschoss und dem Auditorium, das auch für externe Zwecke gemietet werden kann, bis unter das Dach des bestehenden Turms, wo ein öffentlich zugängliches Dachcafé zum Verweilen einlädt.
Kunst
Das Helvetia Art Foyer, ein öffentlicher Ausstellungsraum im Erdgeschoss des bestehenden Hochhauses, funktioniert als «Schaufenster» zur Stadt. Es zeigt thematische und monografische Ausstellungen und bietet Künstlerinnen und Künstlern der Sammlung ebenso wie neu Hinzukommenden eine öffentliche Plattform. Im Eingangsbereich des Verbindungsbaus entsteht eine grosse Videowand für die Bespielung mit Videokunst aus der Sammlung, deren Werke zudem in wechselnder Abfolge auf allen 21 Bürogeschossen gezeigt werden.
Für das Entrée des bestehenden Hochhauses hat James Turrell die Lichtinstallation Diamond Glass (2023) entwickelt, welche ihre räumliche Wirkung bis auf die St. Alban-Anlage hinaus entfaltet und die Besucher des Helvetia Art Foyers und des Dachcafés empfängt. Die diamantförmige Geometrie nimmt direkten Bezug zur Fassade des Gebäudes. Turrells über die eigentliche Architektur hinaus strahlenden, ortsspezifischen Werke lösen auf künstlerischer Ebene die Öffnung des Campus für die Bevölkerung ein. So wird abends die Lichtinstallation Night Raiment (2024) des amerikanischen Künstlers die beiden auskragenden Dachunterseiten der Hochhäuser bespielen und weit über den Campus hinaus einen Dialog zwischen den beiden Häusern und der Stadt gestalten.