Die Mezquita ist eine eingeschossige SĂ€ulenhalle ohne jegliche Ausnahme im Raster. Das einzige architektonische Thema ist das Zusammenspiel der steinernen SĂ€ulen und der Bögen, die sie verbinden. Gestalterisch haben sich die Baumeister der verschiedenen Generationen auf die Variation dieser zwei Bauteile beschrĂ€nkt, haben den SĂ€ulentyp, sein Material oder den Radius des Bogens leicht verĂ€ndert. Der Raum ist so groĂ, dass seine Grenzen kaum zu erfahren sind. Trotz Ornamentik könnte man diesen Raum minimal nennen. Im Hof der Mezquita setzt sich das Thema des Rasters und des kleinen MaĂstabs als Naturform, als bewĂ€sserter Garten fort.
Das Projekt fĂŒr das neue Privatspital hat mit der PrĂ€gung von Cordoba durch die Mauren zu tun: das GrundstĂŒck liegt in unmittelbarer NĂ€he der SteinbrĂŒche, aus denen das Rohmaterial fĂŒr Medina Azahara stammte, einer anderen maurischen Stadt des 10. und 11.Jahrhunderts, die auf gleicher Höhe etwas weiter westlich lag. Die Stadt wurde in extrem kurzer Zeit erbaut, und 50.000 Menschen lebten dort allerdings nur eine Generation lang. Sie wurde im 12.Jahrhundert weitgehend wieder abgetragen und der Stein fĂŒr den Bau eines Klosters verwendet. Die ArchĂ€ologische StĂ€tte, die Ruine der Medina Azahara, ist das zweitwichtigste Kulturerbe von Cordoba, und es gibt PlĂ€ne, die SteinbrĂŒche in den archĂ€ologischen Parcours einzubauen, der die Geschichte der Medina erzĂ€hlt.
Neben dem arabischen Erbe hat vor allem der Naturraum den Entwurf geprĂ€gt. Das abfallende, sehr groĂe GrundstĂŒck liegt ein paar Kilometer von Stadtzentrum Cordobas entfernt am FuĂ der Bergkette der Sierra Morena, die das Tal des Guadalquivirs im Norden flankiert.
Der nach innen gerichtete, zweigeschossige Komplex basiert auf einem orthogonalen Raster, das gleich wie die anderen maurischen GrĂŒndungen von Cordoba interessanterweise nicht gegen Mekka sondern parallel zur Gebirgskette orientiert ist. Im oberen Geschoss befinden sich die rund 500 Patientenzimmer, im Erdgeschoss die Behandlungseinrichtungen.
Nach Aussen tritt nur eine Mauer in Erscheinung, die auf der Hangseite fast verschwindet. Von hier aus schneiden sich lang gezogene Höfe senkrecht zum Berg in das GebĂ€udeinnere, fast als wĂ€ren es BĂ€che. Die Anforderungen an PrivatsphĂ€re in den Zimmern generieren facettierte Formen der Höfe. Um den Zimmern weitere IndividualitĂ€t zu verleihen, hat jedes ein entsprechend seiner unregelmĂ€ssigen Geometrie gefaltetes Dach, ist jedes ein eigenes kleines Haus, was sich als zellenartige Struktur auf dem Gesamtkomplex abbilden wird. Die langen GĂ€nge haben nicht parallele WĂ€nde und ein ansteigendes Dach, was zu einer perspektivischen Verzerrung fĂŒhrt und aus den Fluren eigentliche RĂ€ume statt reiner ErschlieĂungsflĂ€chen macht. Sie öffnen sich zur Sierra hin, verkĂŒrzen sozusagen den optischen Weg in die unberĂŒhrte Natur hinaus, gegenĂŒber mĂŒnden sie an einem Garten mit BĂ€umen, der fast so groĂ ist wie das berĂŒhmte Vorbild mit den Orangen. Der Hof hat die Form eines Diamanten, da die Ă€uĂeren Konturen des Komplexes nicht rechtwinklig sind. Die AuĂenmauer des Spitals folgt den Strassen bzw. dem GefĂ€lle des Hangs- dadurch erscheint es nicht als ein rationales, sich der Natur entgegenstemmendes, selbstbewusstes Objekt, sondern es ist ein topographisch eingepasstes Gebilde, das sich wie ein StĂŒck heraus gebrochene ErdoberflĂ€che gebĂ€rt. Es verschwindet beinahe, und lĂ€sst so den Blick der Stadt auf die Berge und die SteinbrĂŒche von Al Azahara weiterhin zu.
PARTNER ARCHITECTS: ALBERTO PIELTAIN ALVAREZ-ARENAS, ALFONSO CASARES