Herzog & de Meuron Basel Ltd.
Rheinschanze 6
4056 Basel, Switzerland
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Córdoba, Spain
Project Description available in German
Von Cordoba aus haben die Mauren zwischen dem 8. und dem 15.Jahrhundert die spanische Halbinsel erobert und regiert. Die Mezquita, die über mehrere Kalifate hinweg entstandene Moschee, in die nach der Reconqusita eine Kirche implantiert wurde, ist neben der Alhambra in Granada das eindrücklichste physische Zeugnis dieser bewegten und reichen Geschichte Andalusiens. Die Mezquita und die gesamte Altstadt von Cordoba sind zum Weltkulturerbe erhoben worden.
Die Mezquita ist eine eingeschossige Säulenhalle ohne jegliche Ausnahme im Raster. Das einzige architektonische Thema ist das Zusammenspiel der steinernen Säulen und der Bögen, die sie verbinden. Gestalterisch haben sich die Baumeister der verschiedenen Generationen auf die Variation dieser zwei Bauteile beschränkt, haben den Säulentyp, sein Material oder den Radius des Bogens leicht verändert. Der Raum ist so groß, dass seine Grenzen kaum zu erfahren sind. Trotz Ornamentik könnte man diesen Raum minimal nennen. Im Hof der Mezquita setzt sich das Thema des Rasters und des kleinen Maßstabs als Naturform, als bewässerter Garten fort.
Das Projekt für das neue Privatspital hat mit der Prägung von Cordoba durch die Mauren zu tun: das Grundstück liegt in unmittelbarer Nähe der Steinbrüche, aus denen das Rohmaterial für Medina Azahara stammte, einer anderen maurischen Stadt des 10. und 11.Jahrhunderts, die auf gleicher Höhe etwas weiter westlich lag. Die Stadt wurde in extrem kurzer Zeit erbaut, und 50.000 Menschen lebten dort allerdings nur eine Generation lang. Sie wurde im 12.Jahrhundert weitgehend wieder abgetragen und der Stein für den Bau eines Klosters verwendet. Die Archäologische Stätte, die Ruine der Medina Azahara, ist das zweitwichtigste Kulturerbe von Cordoba, und es gibt Pläne, die Steinbrüche in den archäologischen Parcours einzubauen, der die Geschichte der Medina erzählt.
Neben dem arabischen Erbe hat vor allem der Naturraum den Entwurf geprägt. Das abfallende, sehr große Grundstück liegt ein paar Kilometer von Stadtzentrum Cordobas entfernt am Fuß der Bergkette der Sierra Morena, die das Tal des Guadalquivirs im Norden flankiert.
Der nach innen gerichtete, zweigeschossige Komplex basiert auf einem orthogonalen Raster, das gleich wie die anderen maurischen Gründungen von Cordoba interessanterweise nicht gegen Mekka sondern parallel zur Gebirgskette orientiert ist. Im oberen Geschoss befinden sich die rund 500 Patientenzimmer, im Erdgeschoss die Behandlungseinrichtungen.
Nach Aussen tritt nur eine Mauer in Erscheinung, die auf der Hangseite fast verschwindet. Von hier aus schneiden sich lang gezogene Höfe senkrecht zum Berg in das Gebäudeinnere, fast als wären es Bäche. Die Anforderungen an Privatsphäre in den Zimmern generieren facettierte Formen der Höfe. Um den Zimmern weitere Individualität zu verleihen, hat jedes ein entsprechend seiner unregelmässigen Geometrie gefaltetes Dach, ist jedes ein eigenes kleines Haus, was sich als zellenartige Struktur auf dem Gesamtkomplex abbilden wird. Die langen Gänge haben nicht parallele Wände und ein ansteigendes Dach, was zu einer perspektivischen Verzerrung führt und aus den Fluren eigentliche Räume statt reiner Erschließungsflächen macht. Sie öffnen sich zur Sierra hin, verkürzen sozusagen den optischen Weg in die unberührte Natur hinaus, gegenüber münden sie an einem Garten mit Bäumen, der fast so groß ist wie das berühmte Vorbild mit den Orangen. Der Hof hat die Form eines Diamanten, da die äußeren Konturen des Komplexes nicht rechtwinklig sind. Die Außenmauer des Spitals folgt den Strassen bzw. dem Gefälle des Hangs- dadurch erscheint es nicht als ein rationales, sich der Natur entgegenstemmendes, selbstbewusstes Objekt, sondern es ist ein topographisch eingepasstes Gebilde, das sich wie ein Stück heraus gebrochene Erdoberfläche gebärt. Es verschwindet beinahe, und lässt so den Blick der Stadt auf die Berge und die Steinbrüche von Al Azahara weiterhin zu.
PARTNER ARCHITECTS: ALBERTO PIELTAIN ALVAREZ-ARENAS, ALFONSO CASARES