Die unterirdisch angeordneten Turnhallen sind mittels eines hofseitigen Bodeneinschnitts einseh- und betretbar (ausserdem gibt es jeweils einen direkten Zugang aus dem Innern der beiden Schulhäuser).
Zwei weitere Bodeneinschnitte sind strassenseitig entlang der Leonhardstrasse angeordnet; diese “cours anglaises” knüpfen an eine alte Tradition des Basler Schulhausbaus an. Hier dienen sie dazu, die verschiedenen Baufluchten an der Leonhardstrasse in eine strassenräumliche Beziehung zu bringen.
Die beiden Schulhäuser sind gleich hoch und ihre Grundrisse und Fassaden beruhen auf dem gleichen modularen Prinzip. Es wurde also ganz bewusst eine grosse äussere und innere Ähnlichkeit der beiden Häuser angestrebt, so dass durch die Architektur möglichst kein Gefälle, keine Bevorzugung und und keine Benachteiligung entsteht
Durch diese modulare Übereinstimmung der beiden Baukörper (Achsmass Fassade 3.33 m, Achsmass Raumtiefe 6.66 m) ergeben sich natürlich auch funktionale Vorteile bezüglich der Flexibilität im Schulbetrieb: Unterrichtsräume verschiedenster Art können in beiden Bauten untergebracht und ausgetauscht werden.
Dennoch sollen die beiden Häuser auch Eigencharakter besitzen. Die Unterscheidung der Gebäude geschieht durch die völlig verschieden geartete Grundform, durch die Variation der Verkleidung an den Skelettfassaden und durch die unterschiedliche Begrünung der Dachflächen und der cours anglaises.
In den Fassaden drückt sich das Modulare des gesamten Baukörpers ganz unmittelbar aus, aber nicht verkrampft, sondern mit einer gewissen Heiterkeit, welche auch Ausdruck für eine entsprechende Haltung im Unterricht sein soll. Die Fensteröffnungen sind von Innen, von den Klassenzimmern her konzipiert; um eine möglichst grosse Helligkeit und eine gute Durchlüftung zu erreichen sind die Fensterflächen gegenüber den geschlossenen Fassadenflächen vorrangig und können auch grossflächig geöffnet werden. Als Sonnenschutz dienen ausstellbare Sonnenstoren aus farbigem Stoff.
Die Grundfigur der beiden Schulhäuser ist nicht orthogonal
Aussenräumlich öffnen sich die nicht orthogonalen Baufluchten wie Arme hin zu den bestehenden Schulbauten am Kohlenberg. Sie beziehen diese in eine Vierergruppe von Schulhäusern ein und bilden im Zusammenspiel mit Kastanienbäumen einen attraktiven urbanen Raum, welcher von den Schülern als Pausenhof benutzt werden kann.
Innenräumlich entstehen durch die nichtorthogonalen Baufluchten attraktive Erschliessungszonen, welche die Orientierung auf den Geschossen erleichtern und von den Schülern auch als Aufenthaltsort benutzt werden können. Diese Erschliessungszonen wie auch die Treppenhäuser sind durch seitlich einfallendes Tageslicht natürlich belichtet.
Die seitliche Belichtung der Erschliessungszonen ergibt sich durch die Aussparung jeweils eines Klassenzimmers – auf jedem Geschoss an einer anderen Stelle. Dieser innenräumliche “Luxus” dient dem Schulhaus gleichzeitig als stille Raumreserve.
Ăśberlegungen zur Realisierung des Projekts
Eine kostengĂĽnstige und rasche Realisierbarkeit ist in dem Fall dieser neuen Schulbauten angesichts des politischen Vollzugzwangs eine Grundvoraussetzung fĂĽr das Projekt. Das vorliegende Projekt berĂĽcksichtigt ganz besonders:
die Kompaktheit der Baukörper, die Modularität der Fassaden und der Grundrisse, die technische Einfachheit des Fassadenaufbaus und des Sonnenschutzes, die Etappierung und Trennung der oberirdischen Schulbauten und unterirdischen Turnhallen, die unkomplizierte, von der Altbausubstanz und dem Lehrbetrieb getrennte Baustelleninstallation und einfache Bauausführung.
Herzog & de Meuron, 1994